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Seit wann gibt es Mikrozement?

Mikrozement wirkt auf den ersten Blick wie ein moderner Werkstoff, der erst in jüngster Zeit entstanden ist. Tatsächlich reicht seine Geschichte jedoch mehrere Jahrzehnte zurück. Die Geschichte zeigt, wie aus einem rein funktionalen Baustoff ein gefragtes Gestaltungsmaterial wurde. Obwohl die Quellenlage nicht in jedem Bereich eindeutig ist, wagen wir uns an eine Einordnung.

Mikrozement ist heute ein Synonym für modernes, fugenloses Design und eine ästhetische Wahl für Böden, Wände und Bäder. Doch seine Wurzeln liegen nicht im Design, sondern in der rauen Welt der Industrie. Die Geschichte des Mikrozements ist eine faszinierende Reise von einem rein funktionalen Schutzmaterial zu einem der vielseitigsten und gefragtesten Werkstoffe der modernen Architektur. Die Besonderheit des Materials liegt in der genialen Verbindung zweier Welten: der mineralischen Härte von Zement und der flexiblen Widerstandsfähigkeit von synthetischen Polymeren.

Die Anfänge in den 1930er Jahren

Die wissenschaftliche und kommerzielle Entwicklung wurde maßgeblich von dem britischen Chemiekonzern Imperial Chemical Industries (ICI) vorangetrieben. Ein zentraler Forscher in diesem Bereich war Dr. Victor Lefebure, der um 1923/1924 die ersten Patente für die Mischung von Zementmörtel mit Naturkautschuk-Latex anmeldete.1

Das Ziel dieser frühen Forschung war klar definiert:

  1. Verbesserung der Haftung: Normaler Zementmörtel haftete schlecht auf Stahl, was besonders im Schiffsbau ein großes Problem war.
  2. Erhöhung der Flexibilität: Zement ist spröde und reißt bei Bewegung oder Biegung. Schiffsdecks und -rümpfe sind jedoch ständigen leichten Verformungen ausgesetzt.
  3. Schaffung einer wasserdichten Schicht: Der poröse Zement sollte versiegelt werden, um den darunterliegenden Stahl vor Korrosion durch Salzwasser zu schützen.
Das Patent: 231.242. Lefebure, V. 29. Dez. 1923.

Zusammensetzungen, die Zement, Gips usw. und synthetische Harze enthalten.

Zement, Gips oder ein ähnlicher flüssig abbindender Zement wird mit einem Material wie Phenol-, Harnstoff- oder Thioharnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten gemischt, welches durch Hitze plastifiziert und zu einem irreversiblen Produkt ausgehärtet werden kann; anschließend wird Flüssigkeit hinzugefügt, die Masse geformt und zum Abbinden belassen, und schließlich wird sie erhitzt, um das Kondensationsprodukt in seine endgültige Form zu überführen. Das synthetische Harz kann als Pulver oder Flüssigkeit hinzugefügt werden, in einer Menge von vorzugsweise weniger als 10 Prozent des Zements, aber falls gewünscht bis zu 50 Prozent. Wenn hohe Anteile hinzugefügt werden, z.B. zu Portlandzement, ist es vorteilhaft, das Harz adsorbiert oder mit einem Füllstoff wie Kieselgur oder kolloidalem Ton gemischt hinzuzufügen, damit die Abbindeeigenschaften des Zements nicht beeinträchtigt werden. Die abschließende Erhitzung kann mittels direkten Dampfes, mit oder ohne mechanischen Druck, erfolgen. Auf die Patentschrift 217.279 wird Bezug genommen.

Die Mischung aus Zement und Latex erwies sich als die perfekte Lösung. Der Latex bildete eine flexible Matrix im Zement, die Risse verhinderte, die Poren füllte und eine enorme Haftung auf Stahl ermöglichte. Diese frühen Latex-Zement-Estriche waren die direkten Vorfahren des heutigen Mikrozements und wurden primär für Schiffsdecks und als Korrosionsschutz in der Schifffahrt eingesetzt.

Zusammenfassung

Die bahnbrechende Idee, Zement nicht allein zu verwenden, sondern seine Eigenschaften durch die Zugabe von Polymeren zu verbessern. Das hochspezialisierte Industrieprodukt nannte sich Latex-Zement-Mörtel (Latex Cement Mortar) / Polymermodifizierter Beton.

Ursprünge in den 1960er Jahren

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand die grundlegende Technologie in den USA aus dem Bedarf der Industrie nach extrem widerstandsfähigen und nahtlosen Beschichtungen. Dokumentiert wurde die Nutzung von Polymerbeton bei der Herstellung vorgefertiger Fassadenverkleidungen2. Herkömmlicher Beton war oft zu dick, zu schwer und neigte zu Rissen, während andere Beschichtungen chemischen oder mechanischen Belastungen nicht gewachsen waren. Experimentiert wurde mit mit Kunstharzen und anderen Zusätzen, um ihn flexibler, haftstärker und widerstandsfähiger zu machen3. Die entscheidende Innovation war die Kombination von Zement mit synthetischen Polymeren. Dies schuf ein sehr haftfähiges und flexibles Material (polymer-modified concrete (PMC); polymermodifizierter Beton (PCC), das in dünnen Schichten aufgetragen werden konnte und ursprünglich vor allem für funktionale Zwecke, wie die Beschichtung von Industrieböden, genutzt wurde4.

Werkhallen, Lagerflächen und Produktionsstätten profitierten von den neuen Belägen: fugenlos, robust, leicht zu reinigen. Noch war Mikrozement ein reines Funktionsmaterial, unscheinbar, aber praktisch.

  • In den 1950er- und 1960er-Jahren konzentrierte sich die Forschung auf mit Polyvinylacetat (PVA) modifizierte Mörtel. Diese Arbeiten ebneten den Weg für modernen polymermodifizierten Beton und die Entwicklung von widerstandsfähigen Dünnbeschichtungen, den sogenannten „thin polymer overlays“5.

Jeder Mikrozement ist ein „thin polymer overlay“, aber nicht jeder „thin polymer overlay“ ist ein Mikrozement. Der Begriff hat sich von einer rein technischen Beschreibung zu einem Designkonzept weiterentwickelt.

Insbesondere in der Nachkriegszeit lag der Fokus auf dem Wiederaufbau und der Instandhaltung von Infrastruktur. Die Reparatur von Betonoberflächen (Brücken, Industrieböden, Start- und Landebahnen) war eine große Herausforderung. Herkömmlicher Mörtel haftete schlecht in dünnen Schichten und war nicht langlebig genug. Die Forschung konzentrierte sich intensiv auf die Modifizierung von Zementmörteln mit synthetischen Polymeren. Ein entscheidender Durchbruch war die Verwendung von Polyvinylacetat (PVA).6 Diese polymermodifizierten Mörtel hafteten hervorragend, konnten in sehr dünnen Schichten aufgetragen werden und waren extrem widerstandsfähig.

  • In der Bauindustrie wurden in den 1960er–1970er Jahren erste zementbasierte Beschichtungen entwickelt, vor allem für Industrieböden, Lagerhallen oder Parkhäuser. Sie sollten robust, fugenlos und pflegeleicht sein.

Ucrete als Pionier des polymermodifizierten Betons (PMC)

Ein ikonisches Produkt dieser Ära ist Ucrete, ein extrem robuster Industrieboden auf Polyurethan-Zement-Basis, der 1969 von ICI patentiert wurde. Die Entwickler konzipierten ihn von Beginn an für hochbelastete industrielle Anwendungen und statteten ihn mit entscheidenden Eigenschaften aus: Er bietet eine hygienefreundliche, fugenlose Oberfläche, ist chemisch sowie mechanisch robust und lässt sich leicht reinigen78. Ucrete stellt quasi den „Ur-Vater“ der extrem widerstandsfähigen, dünnen Beschichtungen dar.

Abgrenzung zu Mikrozement und Geopolymeren

Wenn Ucrete der funktionale Pionier ist, dann ist der moderne Mikrozement sein ästhetischer Nachfahre.

  • Unterschied: Ucrete ist ein rein industrielles Hochleistungsprodukt, bei dem die Optik nebensächlich ist. Mikrozement ist ein dekoratives Designprodukt, bei dem die Optik (Farbe, Textur, Finish) das Hauptziel ist, auch wenn es von der industriellen Widerstandsfähigkeit profitiert.
  • Gemeinsamkeit: Beide sind polymermodifizierte, fugenlose, zementäre Beschichtungen.

Ucrete ist ein perfektes frühes Beispiel dafür, wie man Zement mit Polymeren veredelt, während Geopolymere eine Technologie sind, die Zement von Grund auf ersetzt.

Zusammenfassung

Ucrete ist ein entscheidendes historisches Bindeglied. Es hat das technologische Potenzial von polymermodifiziertem Beton in der Praxis bewiesen und damit den funktionalen Grundstein für die späteren, ästhetisch orientierten Entwicklungen wie Mikrozement gelegt. In dieser Phase ging es ausschließlich um Funktionalität. Ästhetik spielte keine Rolle. Die Farben waren auf funktionales Grau beschränkt, und das Hauptziel war die Schaffung einer unverwüstlichen „Arbeitshaut“ für Böden: Polymermodifizierte Dünnbeschichtung (Thin Polymer Overlay) genannt

Die Entdeckung durch die Design-Avantgarde

Als bewusste Reaktion auf die überladenen Stile vergangener Jahrzehnte etablierte sich in den 1960er-Jahren der Minimalismus in Malerei, Architektur und Design. Diese Stilrichtung, die sich durch eine extreme Reduktion der gestalterischen Mittel auszeichnet, prägte zusammen mit dem aufkommenden Industrial Chic der 1970er-Jahre eine neue Ästhetik.

Genau in diesem Umfeld, insbesondere bei der Umgestaltung alter Fabriken zu modernen Lofts, entdeckten Architekten und Designer in Europa das gestalterische Potenzial der bis dahin rein funktionalen, fugenlosen Oberflächen. Die rohe, ehrliche und nahtlose Anmutung passte perfekt zum neuen Zeitgeist und dem Wunsch nach Klarheit und Weite.

Insbesondere Architekten der Brutalismus-Bewegung schufen massive, skulpturale Bauten, deren fugenloser Charakter durch die großflächige Verwendung von gegossenem oder gespritztem Beton entstand.

  • Tadao Ando (Japan): Obwohl seine Hauptwerke etwas später entstanden, begann Ando in den 1970er Jahren seine Karriere. Er perfektionierte die Kunst des samtweichen, porenfreien Sichtbetons. Seine Bauten, wie das Azuma House (1976), sind Meisterwerke der fugenlosen Ästhetik, bei denen Wände, Böden und Decken nahtlos ineinander übergehen.
  • Paul Rudolph (USA): Als einer der Hauptvertreter des Brutalismus in den USA nutzte Rudolph Beton, um komplexe, monumentale und dennoch nahtlose Innen- und Außenräume zu schaffen, wie bei der Yale Art and Architecture Building.

Was in der Industrie aus reiner Funktion geboren wurde – eine nahtlose, widerstandsfähige Fläche – wurde nun als gestalterisches Element geschätzt. Die ruhige, monolithische Optik passte perfekt zum Zeitgeist. Die Hersteller begannen, die Rezepturen für den architektonischen Einsatz zu verfeinern. Es wurden häufiger Farbpigmente beigemischt und Handwerker entwickelten spezielle Spachteltechniken, um individuelle Texturen und Wolkeneffekte zu erzeugen. Das Material fand seinen Weg aus der Fabrikhalle in Galerien, Boutiquen und exklusive Wohnprojekte. Der handwerkliche Charakter und die Einzigartigkeit jeder Oberfläche wurden zum Verkaufsargument9.

Polymerbeton entwickelte sich in den 1970ern und 1980ern zunehmend zu einem breit genutzten Baumaterial in Japan, Europa und später in den USA11. Darüberhinaus wuchs die Popularität von intelligenten Hybridmaterialien, wie Holz und Kunststoff dem mittlweweile allseits bekannten WPC12.

Was sind Wood-Polymer-Composites (WPC)?

WPC (deutsch: Holz-Polymer-Verbundwerkstoffe) sind thermoplastisch verarbeitete Verbundwerkstoffe, die aus einer Mischung von Holzfasern (oder Holzmehl), Kunststoffen und Additiven bestehen.

  • Additive (ein kleiner Prozentsatz): Farbpigmente, UV-Stabilisatoren, Bindemittel und Pilzschutzmittel, die die Eigenschaften des Endprodukts gezielt verbessern.
  • Holzanteil (ca. 50-70%): Meist Abfallprodukte der Holzindustrie wie Sägemehl oder Holzfasern. Dies sorgt für die holzähnliche Optik und Haptik sowie für Steifigkeit.
  • Kunststoffanteil (ca. 30-50%): In der Regel Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE), oft aus recycelten Quellen. Der Kunststoff umhüllt die Holzfasern, schützt sie vor Witterung und macht das Material formbar und langlebig.

Während sich die Entwicklung von polymermodifiziertem Zement auf die Verbesserung bestehender Zementtechnologien konzentrierte, ging der französische Materialwissenschaftler Joseph Davidovits13 in den 1970er Jahren einen radikal anderen Weg. Er gilt als Vater der Geopolymer-Technologie, die eine völlig neue Klasse von mineralischen Bindemitteln darstellt und ohne die Notwendigkeit von Portlandzement auskam. 1979 publizierte er sein Konzept und prägte den Begriff Geopolymer14.

Die Idee hinter Geopolymeren:

Davidovits erforschte alte Baumaterialien und kam zu der Erkenntnis, dass viele antike Zivilisationen (wie die Ägypter beim Bau der Pyramiden) bindemittelähnliche Materialien auf Basis von silizium- und aluminiumreichen Mineralien verwendeten, die in einer alkalischen Lösung reagierten und aushärteten. Diese natürlichen oder industriellen Nebenprodukte (wie Flugasche aus Kraftwerken, Hochofenschlacke aus der Stahlproduktion oder Metakaolin) bilden bei der Aktivierung durch eine alkalische Lösung (z.B. Natrium- oder Kaliumsilikat) ein amorphes, dreidimensionales Netzwerk – ein sogenanntes Geopolymer.

Obwohl Geopolymere und polymermodifizierte Zemente unterschiedliche Bindemittel verwenden, teilen sie die Philosophie, herkömmliche Materialien durch fortschrittliche Chemie zu verbessern oder zu ersetzen. Geopolymere eröffnen ähnliche Möglichkeiten für dünne, hochleistungsfähige Beschichtungen, die extrem widerstandsfähig und langlebig sind, aber auf einer grundsätzlich nachhaltigeren Basis beruhen. Sie zeigen einen weiteren evolutionären Schritt in der Materialwissenschaft, weg vom reinen Zement hin zu komplexen, maßgeschneiderten mineralischen Verbundwerkstoffen.

Zusammenfassung

Der industrielle Begriff „Thin Polymer Overlay“ bleibt bestehen, aber in der Designwelt etabliert sich in Frankreich der Begriff Béton Ciré (gewachster Beton), der eine ähnliche fugenlose Ästhetik beschreibt. Daher startet das Material eine zweite Karriere als Design-Werkstoff, da Thin Polymer Overlay erstmals gezielt wegen seiner Optik eingesetzt wurde.

Entwicklung zum Wohn- und Designmaterial

In den 80er und 90er Jahren fand das Material seinen Weg nach Europa, insbesondere in designorientierte Länder wie Spanien und Italien. Architekten und Designer entdeckten das ästhetische Potenzial der fugenlosen, minimalistischen Oberflächen für sich und setzten es vermehrt in hochwertigen Wohn- und Gewerbeprojekten ein. Passt die Optik idel zu Loft-Wohnungen und dem Industrial Chic, der sich in dieser Zeit entwickelte. Architekten sahen in der rohen, ehrlichen und nahtlosen Oberfläche mehr als nur eine Schutzschicht.

Zu den prägenden Namen zählt etwa Ricardo Bofill, der mit seinem Atelier in Katalonien seit den 1970er-Jahren eine klare Zement- und Betonästhetik verfolgte. Auch wenn er selbst nicht unmittelbar Mikrozement einführte, legten seine Projekte den Boden für eine Architektur, in der fugenlose, monolithische Materialien geschätzt wurden15.

Insbesondere in Katalonien als auch in Spanien im Allgemeinen experimentierten Handwerksbetriebe und Designer in den 1990er Jahren mit verfeinerten Rezepturen. Das Ergebnis war ein sehr feinkörniger, polymermodifizierter Zementmörtel, der sich auf fast allen Untergründen verarbeiten ließ. Der Begriff „Microcemento“ als Vereinfachung von Ausdrücken wie „suelos de cemento“ oder „solera de cemento“ wurden geprägt. Damit wurden verschiedene Arten von Zementböden und Estrichen bezeichneten.

Auch in Italien, wo minimalistische Innenräume und puristische Materialkonzepte seit den 1980er-Jahren Konjunktur hatten, wurde „Mikrozement“ zunehmend in Galerien, Boutiquen und Apartments eingesetzt. Die Handschrift dieser Architekten und Designer machte den Werkstoff zum anerkannten Gestaltungsmittel. Damit wurde aus einem reinen Funktionsmaterial ein architektonisches Statement, das bis heute den Charakter vieler Projekte prägt.

Führende Designer und Architekten wie Achille Castiglioni, Vico Magistretti und später Antonio Citterio prägten diese Bewegung. Ihr Credo war nicht der Verzicht, sondern die Konzentration auf das Wesentliche: perfekte Proportionen, hochwertige Materialien und eine ruhige, fast meditative Ästhetik. Sie standen für den „Italienischen Rationalismus“ und später für das „Bel Design“: funktional, minimalistisch, klar in der Form. Damit haben sie das gestalterische Klima vorbereitet, in dem auch Materialien wie Mikrozement eine ästhetische Bühne fanden – aber direkte Belege, dass sie selbst Mikrozement in Projekten verwendet haben, gibt es nicht.

Die technologische Brücke: Vom „Pastellone“ zum modernen Mikrozement

Italien besitzt eine lange Tradition fugenloser Böden. Der „Pastellone“ (oft oft „pavimento alla veneziana“, „Pavimento in resina e cemento“ „seminato“ oder „Terrazzo alla Veneziana“16 ohne Zuschlagstoffe) ist ein historischer, fugenloser Spachtelboden auf Kalkbasis, der seit Jahrhunderten in venezianischen Palästen verwendet wird17. Architekten und Designer konnten auf diese bekannte Ästhetik zurückgreifen. Mikrozement war im Grunde die moderne, technologisch überlegene Interpretation dieser alten Handwerkskunst. Anstelle von Kalk kamen nun zementgebundene Systeme mit Polymer-Vergütung zum Einsatz, die wesentlich widerstandsfähiger, wasserfester und vielseitiger waren. Die Idee einer glatten, von Hand gespachtelten, fugenlosen Fläche war im italienischen Design-Verständnis also tief verwurzelt.

Architekten wie Claudio Silvestrin oder Piero Lissoni, die für ihren rigorosen Minimalismus bekannt sind, wurden zu wichtigen Vertretern dieser Ästhetik. Ihre Arbeiten, die oft fugenlose Böden und Wände aus Stein, Putz oder zementären Materialien zeigten, hatten internationalen Einfluss. Sie prägten den Materialminimalismus, aber die verwendeten Produkte wurden noch nicht als Mikrozement betitelt.

Zusammenfassung

Designer und Architekten experimentieren mit feinkörnigen, polymermodifizierten Zementmörteln. Begriffe wie Microcemento (Spanien), Microcemento decorativo (Italien), béton ciré (Frankreich), Microcement (UK) sowie sperrige Umschreibungen wie cement-based decorative coatings beschreiben das Material genauer. Verfeinerte Rezepturen ermöglichten bessere Haftung auf fast allen Untergründen und die Bewegung des Minimalismus lassen puristische Innenräume insbesonder in Italien und Spanien erwachsen.

Durchbruch im Mainstream

Den Siegeszug in der Architektur- und Designszene trat Mikrozement in den 2000ern an. Besonders in Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien entstanden erste Marken und Hersteller, die Mikrozement systematisch vermarkteten. Durch stetige Weiterentwicklung der Produkte, eine breitere Farbpalette und verbesserte Versiegelungen wurde der Putz immer vielseitiger und anwenderfreundlicher.

  • Die Firmenhomepage von Creative Microcements (Großbritannien) erwähnt „first developed over 25 years ago“. Das entspricht etwa dem Jahr 2000 (bzw. späten 1990ern).
  • Topcret vertreibt etwa seit 2005 Mikrozemente18
  • Decocemento Microcement (Spanien) produziert seit etwa 2008.
  • Am 24. September 2010 gründete sich CimentArt (Spanien) und startete die Produktion in Alicante.
  • Mikrozement.com produziert eit 2017 in Deutschland

Ab den 2010er-Jahren verbreitete sich Mikrozement weltweit. Private Wohnräume rückten stärker in den Fokus: Duschen, Küchenarbeitsplatten oder ganze Loftwohnungen wurden mit dem Material gestaltet. Hersteller entwickelten spezielle Farbpaletten, unterschiedliche Körnungen und neue Versiegelungssysteme. Ein weiterer Vorteil wurde deutlich: Nachhaltigkeit. Da Mikrozement nur wenige Millimeter stark ist, schont er Ressourcen und ermöglicht Renovierungen mit minimalem Materialeinsatz – ein Aspekt, der in der aktuellen Baukultur immer wichtiger wird.

Zusammenfassung

Die international gängige Bezeichnung „Microcement“ wird weltweit in Wohnbereichen und für kommerzielle Einrichtungen verwendet. Eine breite Farbpalette, unterschiedliche Texturen und Effekte (z. B. Metallice, Rost, Beizen) entstehen.

Heute

Mikrozement gilt als etabliertes Gestaltungsmaterial im Innenausbau und Bad-Design. Moderne Systeme sind wasserfest, abriebfest und in vielen Farben erhältlich.

Seit den späten 2010ern wird er verstärkt auch im DIY-Bereich angeboten, über Sets und Komplettsysteme. Heute steht Mikrozement für eine Verbindung aus Hightech und Handwerk. Moderne Systeme sind wasserabweisend, rissbeständig und auf nahezu jedem Untergrund einsetzbar. Von Treppen über Bäder bis hin zu Außenbereichen. Gleichzeitig eröffnet er kreative Freiheit: Von seidig-glatten bis hin zu lebendig strukturierten Oberflächen ist fast alles möglich. Damit wird Mikrozement erneut zu mehr als nur einem Baustoff. Einer aktuellen Designbewegung wird Ausdruck verliehen: langlebig, minimalistisch, individuell.

Zusammenfassung

Lokale Bezeichnungen enstehen und der Begriff Mikrozement (Microcement, Microcemento etc.) setzt sich weltweit als kommerzieller und populärer Name für die dekorative Anwendung durch. Der entscheidende technologische Durchbruch sind die modernen 2-Komponenten-Polyurethan-Versiegelungen. Mikrozement wird zum Inbegriff für fugenlose Bäder, Küchen und Böden.

  1. Patent GB231242A: Verbesserungen an oder in Bezug auf zementartige Materialien ↩︎
  2. European Online Journal of Natural and Social Sciences: Polymers in Concrete. PDF ↩︎
  3. Wikipedia (eng): Acrylharz-Zusatz in den 1960er Jahren ↩︎
  4. Developmental timeline of polymer concrete (thin polymer overlay, 1950er/60er). Researchgate ↩︎
  5. Reviewing some properties of polymer concrete. PDF ↩︎
  6. Wacker.com: Ein Bindemittel verbindet die Welt ↩︎
  7. BASF Trade News vom 4. Februar 2019: 50. Geburtstag von Ucrete ↩︎
  8. Sika Ucrete – Die härtesten Böden der Welt seit 1969 ↩︎
  9. Victoria Zárate für El País (Icon Design) beschreibt den Übergang von industrieller Nutzung zur populären Innenraumgestaltung ↩︎
  10. Herdis Andrea Heinemann: Colour alterations of historic concrete surfaces during the Dutch Interwar Period (Researchgate) ↩︎
  11. Researchgate: Concrete-Polymer Composites – The Past, Present and Future ↩︎
  12. Researchgate: Epoxy, polyester and vinyl ester based polymer concrete: a review ↩︎
  13. Wikipedia vom 10. September 2025: Joseph Davidovits ↩︎
  14. Renca.org: Geopolymer cement ↩︎
  15. The Local Project: Ricardo Bofill’s Home & Work Studio ↩︎
  16. Wikipedia: Pavimento in resina. Zugriff am 10. September 2025 ↩︎
  17. Sergio Tattoni: Historical Floors in Venice for Industrial and Commercial use (seminato veneziano) (Researchgate) ↩︎
  18. Geschichte von Topcret.com ↩︎

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