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Brutalismus – Die kraftvolle Ästhetik der Architektur

Brutalismus, ein Begriff, der oft mit der Rohheit und Unverblümtheit von Betonbauten verbunden ist, birgt eine einzigartige ästhetische und architektonische Kraft. Diese Bewegung, die in den 1950er Jahren entstand und bis in die 1970er Jahre anhielt, hat eine unbestreitbare Präsenz in Städten auf der ganzen Welt hinterlassen. Von ikonischen Gebäuden bis hin zu umstrittenen Strukturen ist der Brutalismus nicht nur ein architektonischer Stil, sondern auch eine Quelle der Inspiration und Kontroverse.

Brutalismus, ein architektonischer Stil, der in den 1950er Jahren aufkam, fasziniert und polarisiert gleichermaßen. Sein Name leitet sich vom französischen „béton brut“ ab, was „roher Beton“ bedeutet. Dieser Stil zeichnet sich durch seine unverblümte Verwendung von Beton aus, der oft in monumentalen und kantigen Strukturen zum Ausdruck kommt.

Der Begriff „Brutalismus“ leitet sich vom französischen Wort „béton brut“ ab, was „roher Beton“ bedeutet. Stammt daher nicht vom deutschen Begriff der Brutalität, obwohl zumindest „Rohheit“ und in einigen Aspekten die „schonungslosige“ Herangehensweise der Architekten passend erscheint. Passender wäre daher eventuell die Bezeichnung „Brutismus“[1]Allplan.com vom 17. Juli 2017: Brutalismus: Revival einer rohen Schönheit. Zugriff am 30. August 2024, aber die Geschichte ist eine andere. Dennoch ist die Bezeichnung charakteristisch für die Ästhetik dieser Architektur, die sich durch die sichtbare Verwendung von Beton auszeichnet. Ursprünglich als Reaktion auf den internationalen Stil entwickelt, strebte der Brutalismus nach Einfachheit und Ehrlichkeit in der Formgebung. Architekten wie Le Corbusier und Peter Smithson waren Vorreiter dieser Bewegung, die die Idee der „Wahrheit in der Struktur“ propagierten.

Peter Smithon genannt Brutus (BRUT) und Ehefrau Alison = Brutalism

An der Uni hatte Peter Smithson den Spitznamen „Brutus“ wegen des Profils seines Kopfes. Die ersten vier Buchstaben davon (BRUT), ergänzt durch die ersten vier Buchstaben seiner Partnerin (ALIS), ergeben fast den Namen der Bewegung. Und dann sagen manche, die Smithsons hätten keinen Sinn für Humor! Auch wenn der Brutalismus zu etwas wurde, was die Smithsons gar nicht beabsichtigt hatten, und er in den 1970er Jahren gleichbedeutend mit Betonbau wurde (‚béton brut‘ bedeutet ‚roher Beton‘), war die Idee ursprünglich eine Ästhetik des Alltäglichen und der Schlichtheit – freigelegte Strukturen, sichtbare Technik und unverkleidete Materialien. Es sollte bescheiden und menschlich sein. Hunstanton war das erste Beispiel der Bewegung, aber die Ideen vom Gewöhnlichen und Alltäglichen prägten die Entwürfe der Smithsons ihre gesamte Karriere lang.[2]Newcastle University: Alison and Peter Smithson. Zugriff am 1. September 2024

Die Merkmale des Brutalismus

Brutalistische Gebäude zeichnen sich durch ihre markante Erscheinung und ihre skulpturalen Qualitäten aus. Die Verwendung von Beton in seiner rohen Form, oft mit sichtbaren Formabdrücken der Schalung, verleiht den Strukturen eine robuste Ästhetik. Die Dominanz von rechten Winkeln und geometrischen Formen sowie die Betonung der Funktionalität kennzeichnen den Stil des Brutalismus. Großzügige Verwendung von Glas und Stahl kann ebenfalls Teil des Designs sein, um Kontraste und Lichteffekte zu erzeugen.

Sichtbeton mit Glasbausteinen

Die markanten Merkmale des Brutalismus sind unverkennbar. Seine rohe Betonästhetik, die oft mit markanten geometrischen Formen einhergeht, verleiht den Gebäuden eine unverwechselbare Erscheinung. Dieser Stil wird auch für seine funktionale Ausrichtung geschätzt, bei der die Struktur oft die Form bestimmt.

Sichtbeton macht noch keinen Brutalismus

Anette Busse, Architekturhistorikerin im Interview mit ntv.de[3]n-tv.de vom 26. März 2023: Rau, unbearbeitet, oft monströs

Die Grundprinzipien innerhalb der Architektur können wie folgt beschrieben werden:

  • Verwendung von Sichtbeton: Beton in seiner rohen, unverkleideten Form ist das zentrale Material und prägt die Ästhetik brutalistischer Bauten.
  • Funktionalität und Einfachheit: Der Fokus liegt auf praktischen, einfachen Formen und Strukturen, die die Funktion des Gebäudes betonen.
  • Sichtbare Konstruktion: Die Architektur zeigt offen ihre Bauweise und Materialien, was ein Gefühl von Ehrlichkeit und Authentizität vermittelt.
  • Geometrische Formen: Klare, einfache geometrische Strukturen wie Blöcke und Würfel dominieren das Design.
  • Soziale Verantwortung: Brutalistische Architektur zielt darauf ab, die Gemeinschaft zu unterstützen und eine ethische Bauweise zu fördern, die das tägliche Leben der Menschen berücksichtigt.

Typische Eigenschaften könnten auf grundsätzliche Merkmale heruntergebrochen werden

  • Materialien stehen im Fokus
  • monochrome Farbschemata (Grautöne in unterschiedlichen Nuancen)
  • Zweckmäßigkeit ohne dekorative Verzierungen
  • Wiederkehrende Designelemente
  • Geradlinige Kanten
  • Unbearbeitete und rohe Designelemente

Hendrik Möhler, Designer aus Berlin, unterteilt die Bauwerke in zwei Kategorien.[4]Hendrik Möhler über Brutalismus. Zugriff am 30. August 2024 Gebäude der gemäßigten Sorte besitzen einen realen Charakter. „Sie unterliegen den Widrigkeiten der Natur, die verwendeten Baustoffe kommen in die Jahre und wenn sie nicht geplfegt werden, funktionieren sie nicht mehr wie geplant. Beton verwittert, doch wenn anderswo von Patina gesprochen wird“, werden diese Gebäude Betonmonster genannt. Die echten Monster, oder monumentalen Bauwerke können als „abstrakter/überhöhter Brutalismus“ beschrieben werden.

Die Entstehungsgeschichte

Die Entwicklung des Brutalismus war eng mit dem architektonischen Umfeld der 1950er und 1960er Jahre verbunden. Er beeinflusste nicht nur die Bauweise, sondern hinterließ auch eine kulturelle Spur. Seine radikalen Ansätze forderten die traditionelle Vorstellung von Schönheit und Funktionalität heraus. Dabei wird die rohe, unverfälschte Ästhetik von Beton als Ausdruck von Authentizität und Wahrhaftigkeit betrachtet. Diese Haltung bezieht sich darauf, wie Gebäude das tägliche Leben der Menschen beeinflussen, anstatt nur Kunst für eine elitäre Kultur zu sein. Die Theorie des Brutalismus, wie sie von Reyner Banham umstritten formuliert wurde, schien die ursprünglichen Ideale der Moderne wiederzubeleben. Doch dieser Standpunkt ist nur eine von vielen Interpretationen des Begriffs.[5]Brutalismus.com: Konzept näher beschrieben Banham prägte den Begriff des Neuen Brutalismus, dessen Architektur der Idealvorstellung folgte, echte Materialien und Konstruktionen anzustreben und ethisch verantwortungsbewusst in Bezug auf die sozialen Aspekte der Architektur zu handeln.

Banham erklärt, dass der Begriff „New Brutalism“ ursprünglich als polemische Diffamierung des modernistischen Architektur-Repertoires durch das kommunistische Lager entstand, als moralisch verwerfliche Abweichung vom „New Humanism“ der Marxisten. Dieser Begriff wurde von Alison und Peter Smithson neu interpretiert und auf Le Corbusiers Architektur sowie auf das Konzept des „béton brut“ angewendet. Dadurch verschob sich die Bedeutung des Begriffs weg von der Polemik hin zu einem Ausdruck von Direktheit, Ehrlichkeit und Kompromisslosigkeit in der Architektur. Der Ursprung des Begriffs „New Brutalism“ wird jedoch von verschiedenen Quellen unterschiedlich interpretiert, wobei einige behaupten, dass er von Eduardo Paolozzi inspiriert wurde, während andere ihn als Kombination der Vornamen der Smithsons betrachten.[6]Wikipedia.org: Brutalismus. Zugriff am 3. Mai 2024

Die Begrifflichkeit wird heutzutage überwiegend negativ aufgefasst, wobei der Brutalismus sich durch den Einsatz von Sichtbeton, die Hervorhebung der Konstruktion, einfache geometrische Formen und oft sehr rustikale Ausführung und Strukturierung der Gebäude auszeichnet

Das Berliner DJ-Duo Victoria Vassiliki Daldas und Theo Zeitner nennen sich Brutalismus 3000. Wie sie zu dem Namen gekommen sind, konnte nicht ermittelt werden.

Le Corbusier,

der eigentlich Charles-Édouard Jeanneret hieß, war ein Pionier der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts und eine der prägendsten Figuren in der Geschichte der Architektur. Geboren 1887 in der Schweiz und später französischer Staatsbürger geworden, war Le Corbusier nicht nur ein Architekt, sondern auch ein Maler, Stadtplaner und Designer.

Sein Werk zeichnet sich durch klare Linien, …

geometrische Formen und die Verwendung von Beton aus. Bekannt für seinen funktionalistischen Ansatz und die Befürwortung von Städtebau und Architektur als Mittel zur Verbesserung des menschlichen Lebens, prägte Le Corbusier das moderne architektonische Denken.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Wohnhaus „Villa Savoye“ in Poissy, Frankreich, und das Unite d’Habitation in Marseille. Diese Gebäude stehen als Symbole für seine Ideen von Funktionalität, Effizienz und Ästhetik.

Le Corbusiers Einfluss erstreckte sich weit über die Architektur hinaus und umfasste auch die Bereiche Stadtplanung und Design. Seine Ideen und Prinzipien haben Generationen von Architekten und Städteplanern inspiriert und prägen noch heute die moderne Architektur.[7]“Le Corbusier“ – The Le Corbusier Foundation: https://www.fondationlecorbusier.fr/

Peter Smithson

war ein bedeutender britischer Architekt des 20. Jahrhunderts, der zusammen mit seiner Frau Alison Smithson das Architekten-Duo „Team 10“ gründete. Geboren 1923 in Stockton-on-Tees, England, war Peter Smithson bekannt für seinen Einfluss auf die Entwicklung des Brutalismus und des New Brutalismus.

Seine Arbeit zeichnete sich durch eine Kombination aus Modernismus und Brutalismus aus,

wobei er oft rohen Beton und klare geometrische Formen verwendete. Seine Entwürfe betonten die Funktionalität und Einfachheit der Strukturen, wobei er sich auf die Bedürfnisse der Nutzer konzentrierte.

Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Wohnprojekt „Robin Hood Gardens“ in London, das oft als Manifest des New Brutalismus betrachtet wird. Dieses Gebäudekomplex verkörpert die Ideen von sozialem Wohnbau und urbaner Integration, die Smithsons Philosophie prägten.

Smithsons Einfluss auf die Architektur reicht weit über seine eigenen Bauten hinaus. Seine Theorien und Ideen haben die Entwicklung der modernen Architektur beeinflusst und inspirieren weiterhin Architekten auf der ganzen Welt.[8]The Architectural Review

Reyner Banham war ein einflussreicher britischer Architekturkritiker und Theoretiker des 20. Jahrhunderts,

der für seine innovative Herangehensweise an die Analyse und Interpretation von Architektur bekannt war. Geboren 1922 in Norwich, England, war Banham ein Vorreiter in der Betrachtung von Architektur im Kontext von Technologie, Populärkultur und Urbanismus.

Sein Werk zeichnete sich durch eine interdisziplinäre Herangehensweise aus, die verschiedene Bereiche wie Architektur, Technologie, Design und Gesellschaft miteinander verband. Banham war ein Verfechter der Moderne und setzte sich für eine aufgeklärte Betrachtung von Architektur ein, die nicht nur auf Tradition und Ästhetik basierte, sondern auch die Funktionalität und den sozialen Kontext berücksichtigte.

Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Buch „Theory and Design in the First Machine Age“, das einen bedeutenden Einfluss auf die Architekturtheorie hatte. In diesem Werk untersucht Banham die Wechselwirkungen zwischen Architektur und Technologie während der industriellen Revolution und argumentiert für eine neue Perspektive auf die moderne Architektur.

Form follows function!

Banham’s Einfluss erstreckte sich über seine Schriften hinaus und prägte die Entwicklung der Architekturtheorie und -praxis des 20. Jahrhunderts. Seine Ideen und Ansätze inspirieren weiterhin Architekten, Kritiker und Theoretiker weltweit.[9]The Architectural Review

Zudem formulierte er drei Kriterien für den Baustil: Grundriss muss transparent sein, Konstruktionen bleinen „ablesbar“ und es wird nicht verkleidet, vergipst oder verschönert.[10]siehe Allplan.com

Eduardo Paolozzi war ein bedeutender schottischer Bildhauer und Künstler des 20. Jahrhunderts,

der für seinen einzigartigen Beitrag zur Pop Art und zur modernen Skulptur bekannt ist. Geboren 1924 in Edinburgh, Schottland, war Paolozzi ein Vorreiter in der Verwendung von industriellen Materialien und Massenproduktionstechniken in der Kunst.

Seine Arbeit zeichnete sich durch ihre kühne und experimentelle Natur aus, wobei er Collagen, Assemblagen und Skulpturen schuf, die oft Elemente der modernen Kultur und Technologie miteinander verbanden. Paolozzi war ein Pionier in der Auseinandersetzung mit der Populärkultur und den Medien seiner Zeit, wobei er sich kritisch mit Themen wie Konsumismus, Technologie und Massenproduktion auseinandersetzte.

Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Serie „Bunk!-Bilder der Zeit“, die ikonische Collagen enthält, die Elemente der Werbung, der Massenmedien und der modernen Kunst miteinander verschmelzen. Diese Arbeiten haben einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Pop Art und des zeitgenössischen Kunstschaffens gehabt.

Paolozzi’s Einfluss erstreckte sich über die Bildhauerei hinaus und umfasste auch Bereiche wie Grafikdesign, Film und Architektur. Seine Ideen und Innovationen haben Generationen von Künstlern inspiriert und prägen noch heute die zeitgenössische Kunstszene.[11]Royalacademy.org.uk: Eduardo Paolozzi

Kontroverse und Wiederbelebung

Obwohl der Brutalismus von einigen als Ausdruck von Modernität und Progressivität gefeiert wird, erfuhr er auch Kritik und Ablehnung. Seine massiven, oft klotzigen und klobigen Strukturen wurden als unfreundlich und dehumanisierend empfunden, insbesondere in städtischen Umgebungen. Hauptsächlich in den 1990er Jahren war die Art des Bauens verpönt und galt unter Stadtplanern und Architekten als „ästhetischer Vandalismus“. Dieser Eindruck verstäkte sich durch die wenig ansehnliche Optik einiger Gebäude, die aufgrund von Verschmutzung, Algenwuchs und Zerfall wenig gepflegt wirkten. Infolgedessen wurden viele brutalistische Gebäude Opfer von Abrissplänen oder wurden vernachlässigt.[12]Nikolaus Bernau: Berliner Zeitung vom 3. Januar 2018: Brutalismus Architektur Ausstellung in Frankfurt/Main: Verliebt in Betonmonster. Zugriff am 3. Mai 2024

Die kontroverse Bewertung des Architekturstikles wurde unter anderen von Prinz Charles im Jahr 1984 eröffnet. In seiner Carbuncle Speech genannten Rede sprach er über den Erweiterungsbau der Londoner National Gallery und erklärte dabei, dass der Baustil Großbritannien stärker verändert habe als die Bombardierungen durch die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Das negative Image wurde seitdem vorangetrieben und die Bezeichnung als Furunkel für brutalistische Bauten überdauerte die Jahre. Seit 2006 wird zudem der Carbuncle Cup verliehen. Dieser Preis prämiert das hässlichste Gebäude, welches im abgelaufenen Jahr im Verinigten Königreich fertig gestellt wurde. Der Architekturpreis ist als Persiflage auf den Stirling-Preis, für den wichtigsten Beitrag zur britischen Architektur in den letzten 12 Monaten, zu verstehen.[13]Wikipedia: Carbuncle Cup. Zugriff am 30. August 2024

„monströsen Karbunkel im Gesicht eines geliebten und eleganten Freundes“

Prinz Charles, 1984[14]John P. Houghton auf medium.com vom 5. Mai 2023: Poundbury: Karbunkel oder Krönung? Zugriff am 30. August 2024

Allerdings wurden viele Gebäude zu unrecht als brutalistisch beschrieben. Viele Bauwerke wurden gar nicht nach den brutalistischen Grundprinzipien erbaut. Der Ausdruck soll vielmehr eine Abwertung der Bauten erzeugen, für die es keine andere Zuordnung gab.[15]Heidi Specker für HMKV im Dortmunder U: Gesellschaft zur Wertschätzung des Brutalismus

In jüngerer Zeit – Anfang des 21. Jahrhunderts – erlebt der Brutalismus eine Wiederbelebung, da Architekten und Kulturkritiker seinen historischen und künstlerischen Wert neu bewerten. Die einzigartige Ästhetik und die ehrliche Materialität von Beton werden zunehmend wieder geschätzt. Arno Brandlhuber ist beispielsweise ein Berliner Architekt, der dem Brutalismus eine „ästhetische Renaissance“[16]siehe Nikolaus Bernau einverleibt.[17]Baukultur Nordrhein Westfalen: Brutalismus in der Böttgerstraße – Das Lobe Block Terrassenhaus in Berlin Der Brutalismus fordert uns heraus, unsere Vorstellungen von Schönheit und Funktionalität zu hinterfragen.

Um das Bewusstsein für den Denkmalschutz brutalistischer Bauten zu stärken und ihre Erforschung voranzutreiben, wurde 2015 gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum ein Forschungsprojekt zur brutalistischen Architektur gestartet. Das Projekt begann mit einer Onlinekampagne zum Schutz brutalistischer Bauten und umfasst inzwischen eine Datenbank mit über 2000 Gebäuden, die nach ihrem Gefährdungsgrad kategorisiert sind. 2017 eröffnete das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt die Ausstellung „SOS BRUTALISM – Save the Concrete Monsters!“ (Rettet die Betonmonster), die erstmals einen weltweiten Überblick über die brutalistische Architektur der 1950er- bis 1970er-Jahre bot. Begleitend zur Ausstellung wurde der Katalog „SOS Brutalismus. Eine Internationale Bestandsaufnahme“ veröffentlicht.[18]Wüstenrot Stiftung: SOS Brutalismus. Zugriff am 29. August 2024[19]Deutsches Architekturmuseum: SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster. Zugriff am 29. August 2024 Auf einer interaktiven Karte werden zudem Bauten die dem Abriss geweiht sind klassifiziert.

Brutalismus heute: Erbe und Inspiration

Trotz der Kontroverse um den Brutalismus bleibt sein Erbe in Städten auf der ganzen Welt erhalten. Von öffentlichen Gebäuden über Wohnkomplexe bis hin zu Bildungseinrichtungen hinterlassen brutalistische Strukturen eine dauerhafte Spur in der architektonischen Landschaft. Ihre unverwechselbare Ästhetik und ihre betonten Formen dienen weiterhin als Quelle der Inspiration für zeitgenössische Architekten und Künstler, die Elemente des Brutalismus in ihre eigenen Werke integrieren.

  • Plattenbausiedlung Ernst-Thälmann-Park in Berlin (Prenzlauer Berg)
  • Autobahnüberbauung in Wilmersdorf (Berlin)
  • Kreuzberger St. Agnes-Kirche (Berlin)
  • Versöhnungskirche in Dachau

Brutalistische Architektur findet sich auf der ganzen Welt, von den monumentalen Bauten Europas bis hin zu den sozialen Wohnprojekten Nordamerikas. Jedes Gebäude trägt seine eigene kulturelle und historische Bedeutung, die den globalen Einfluss dieses architektonischen Stils unterstreicht.

Öko-Brutalismus

Brutalismus erlebt eine Renaissance, da Architekten und Designer seine Prinzipien aufgreifen und neu interpretieren. Dabei wird vermehrt auf Nachhaltigkeit und ökologische Aspekte geachtet, was zu einer zeitgemäßen Anpassung dieses Stils führt. Insbesondere Pflanzen kommen in dieser „Öko Brutalismus“ (englisch: Eco Brutalism) genannten Variante zum Einsatz.

Habitat 67 in Montreal – Von Thomas Ledl, CC BY-SA 4.0

Der Begriff Öko-Brutalismus bezieht sich dabei auf ein Spannungsverhältnis zwischen divergierenden Konzepten: die Kombination des brutalistischen Stils mit dem Grün der Nachhaltigkeit.[20]Andrew Krosofsky auf greenmatters.com (eng) vom 5. Januar 2024: Eco Burtalism: Warum der paradoxe Architekturstil so kontrovers ist. Zugriff am 15. Juli 2024 [21]Jay Scotts vom 21. Mai 2023 (eng): Einführung zu den Eigenarten des Brutalismus mit Pflanzen. Zugriff am 15. Juli 2024 Durch die Verwendung von Bäumen, Pflanzen und anderen grünen Elementen werden brutalistische Strukturen in Öko-brutalistische Gebäude verwandelt. Im Wesentlichen ist Öko-Brutalismus eine Mischung aus brutalistischem Stil und Grün. Dieser Stil ist mit Nachhaltigkeit verbunden, da das Hinzufügen von Grünflächen ihre ökologische Bilanz verbessert.

Ein bekanntes Beispiel für diese Stilrichtung ist das Habitat 67 in Montreal, Kanada. Obwohl es oft als „Öko-Brutalistisch“ bezeichnet wird, ist Habitat 67 eigentlich ein frühes Beispiel für die utopische Vision des Brutalismus. Entworfen vom Architekten Moshe Safdie für die Weltausstellung Expo 67, gilt es als ikonisches Beispiel experimenteller Wohnarchitektur. Die Struktur besteht aus 354 identischen Betonblöcken, die zu einer pyramidenförmigen Form gestapelt sind. Jede Wohneinheit verfügt über einen eigenen Garten, der auf dem Dach der darunterliegenden Einheit angelegt ist.[22]industrialkonzeptTeam vom 13. März 2023: Eco Brutalism – Über die Bedeutung des Eco Brutalismus. Zugriff am 15. Juli 2024

Architektur und Architekten

Wikipedia gibt derzeit 20 Architekturstörmungen der Moderne an[23]Wikipedia: Baustil. Zugriff am 14. Mai 2024, nur wenige sind dabei so leicht erkennbar wie der Brutalismus: Seine markanten Eigenschaften der sichtbaren und meist blockartig übereinandergestapelten Betonstrukturen.

Der soziale Wohnungsbau aus den 1970er Jahren nennt sich aktuell Sirius Sydney Harbour Building

Das Architekur und Designmagazin präsentiert eine Auswahl an 18 schönen und einzigartigen Bauwerken weltweit: Das sind die schönsten brutalistischen Gebäude der Welt. Darunter beispielsweise die Geisel Library in Karlifornien, der Trellick Tower in London und die Wotrubakirche in Wien.

Eine Vielzahl namhafter Architekten prägte den Brutalismus, darunter Alison und Peter Smithson, Ernie Goldfinger und Marcel Breuer. Besonders hervorzuheben ist der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier, der als einer der Pioniere des Stils gilt. In der oben genannten Liste werden Bauwerke unter anderen von William Pereira, Ernő Goldfinger, Fritz Wotruba, Mahendra Raj und Kuldip Singh, Marcel Breuer, Toyo Ito, Moshe Safdie, Clorindo Testa, Francisco Bullrich, Alicia Cazzaniga, Ruben Valdez und Yashar Yektajo aufgeführt.

Wikipedia bietet darüberhinaus eine nach geografisch sortierte Liste an Bauwerken. Für Deutschland finden sich 66 Bauwerke, die dem Brutalismus zugeordnet werden. Das älteste Exemplar, die Hochschule für Gestaltung in Ulm, wurde vom Architekten Max Bill 1950 entwurfen und 1955 fertiggestellt. Das Wohnhaus E7 in Mannheim (Carlfried Mutschler), die St. Augustion Kirche in Ingolstadt (Hans Zitzelsperger)sowie die Montagehalle der Rotaprint-Fabrik in Berlin (Klaus Kirsten) wurden ab 1957 gebaut. Das jüngste Exemplat der Liste stammt von Stephan Böhm. Er war Architekt der ehemaligen Hauptverwaltung der Deutschen Bahn AG in Frankfurt am Main.

Rohe Materialien, ungeschliffene Oberflächen, neutrale Töne, klobige Silhouetten und geometrische Formen – das sind die Hauptmerkmale der Brutalismus-Innenarchitektur.

Architektur-aktuell.at[24]architektur-aktuell.at: Brutalismus in der Innenarchitektur. Zugriff am 14. Mai 2024

Charakteristisch für die Innenarchitektur sind Beton und Metalle. Grundsätzlich werden die Materialien für alles verwendet: Wände, Böden, Treppen bis hin zu Lampensockeln.

Die anhaltende Bedeutung des Brutalismus

Brutalismus mag polarisierend sein, aber seine kraftvolle Ästhetik und seine architektonische Signifikanz sind unbestreitbar. Von seinen bescheidenen Anfängen bis zu seiner aktuellen Wiederbelebung bleibt der Brutalismus ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der Architektur. Seine markanten Strukturen und seine einzigartige Designphilosophie werden weiterhin Generationen von Architekten und Kunstliebhabern inspirieren.

Manchmal wird der Stil als ganzheitliche Ästhetik-Bewegung beschrieben, als Geisteshaltung „die auf Verzierungen verzichtet, um stattdessen die im Design verwendeten Rohmaterialien zu offenbaren und zu zelebrieren.“ Je nach Art des Designers werden Aspekte in verschiedenen Medien aufgegriffen.[25]Jonny Levanier für 99designs.de aus 2021: Brutalismus im Design. Zugriff am 30. August 2024

Die Zukunft des Brutalismus steht infrage, da viele seiner Gebäude dem Verfall und der Vernachlässigung ausgesetzt sind. Dennoch gibt es Hoffnung, da zunehmende Bemühungen unternommen werden, diese architektonischen Meisterwerke zu erhalten und zu schätzen.

Brutalistische Fragen in Kürze beantwortet

Was macht brutalistische Architektur so einzigartig?

Brutalistische Architektur zeichnet sich durch ihre rohe Betonästhetik und ihre markanten Formen aus, die oft eine künstlerische Herausforderung darstellen.

Welche Rolle spielt der Brutalismus in der zeitgenössischen Architektur?

In der zeitgenössischen Architektur erlebt der Brutalismus eine Wiederauferstehung, da Designer seine Prinzipien neu interpretieren und anpassen.

Warum wird der Brutalismus kritisiert?

Einige kritisieren den Brutalismus wegen seiner klobigen Strukturen und seiner vermeintlichen Unzugänglichkeit.

Welche brutalistischen Gebäude sind besonders ikonisch?

Zu den ikonischen brutalistischen Gebäuden gehören das Centre Pompidou in Paris und das Barbican Centre in London.

Quellen[+]

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